www.LUTHER.de

Zum Lutherjahr 1996: Luthers Reise nach Worms
Deutschland um 1521
Quer durch das Reich
In Luthers Gefolge
Derr Schwan als Symbol

Luther mit dem Schwan - Tod und Verklärung eines großen Mannes -

Ein Beitrag zum Lutherjahr 1996
der Lutherhalle Wittenberg
und
KDG Wittenberg


Das Lutherjahr 1996 ist dem Gedenken an den 450. Todestages Martin Luthers gewidmet. Aus diesem Anlaß zeigt die Lutherhalle Wittenberg eine Sonder-Ausstellung, die sich mit einem besonderen Aspekt der bildlichen Verehrung des Reformators befaßt. Im Bildmotiv „Luther mit dem Schwan" verbinden sich die Erinnerung an Leben und Werk des Wittenberger Professors mit seiner Verherrlichung durch die Jahrhunderte hinweg.

Luther äußerte 1531 in der Glosse auf das vermeinte kaiserliche Edikt: „Johannes Hus hat von mir geweissagt, als er aus dem Gefängnis im Böhmerland schrieb, sie werden jetzt eine Gans braten (denn Hus heißt Gans). Aber in hundert Jahren werden sie einen Schwan singen hören, den sollen sie leiden. Da soll es auch dabei bleiben, wenn Gott will". Der böhmische Reformator Jan Hus wurde 1415 auf dem Konzil in Konstanz verbrannt.

Durch Luthers Deutung der Weissagung auf seine eigene Person und deren Weiterverbreitung durch Zeitgenossen, entwickelte sich nach dem Tod des Reformators der Bildtypus „Luther mit dem Schwand".

Es ist bisher nicht bekannt, wer dieses Bildmotiv geschaffen hat und wann es das erste Mal benutzt wurde. Einzelne Beispiele stammen wahrscheinlich noch aus den letzten Jahren des Reformationsjahrhunderts. Im 17. und 18. Jahrhundert spielen die vielfältigen Varianten des Motivs eine bedeutende Rolle bei der Verklärung von Luthers Leben und Werk. Ende des vorigen Jahrhunderts wurde kaum noch auf diesen Lutherbildtyp zurückgegriffen.

„Luther mit dem Schwan" ist keinesfalls nur eine Arabeske der künstlerischen Lutherverehrung, sondern es ist als eines der bildlichen Hauptmotive der Verehrung des Reformators zu werten. Es muß als formales Bindeglied zwischen den ganzfigurigen Cranachschen Darstellungen des Reformators und den Lutherdenkmalen des 19. Jahrhunderts verstanden werden. Der Schwan wurde durch die Vielzahl der Darstellungen und die vielfältige Verwendung zum allgemein bekannten Kennzeichen - zum Attribut Luthers.

Darstellungen Luthers mit dem Schwan gibt es in zahlreichen Kirchen, z. B. als Wand- und Emporenmalereien und auf Leinwand- und Tafelgemälden. Selbst einige plastische Werke sind bekannt. Der Reformator mit dem Schwan kommt hauptsächlich auf Titelblättern und Frontispizen von Bibeln und Gesangbüchern vor. Besonders dekorativ sind die großformatigen Einzelblätter. Diese druckgrafischen Werke trugen zweifellos zur weiten Verbreitung des Bildmotivs bei. Gebrauchsgegenstände, wie z. B. Trinkgefäße, wurden ebenfalls mit Darstellungen Luthers mit dem Schwan verziert. Als Turmschwan findet Luther Attribut auf zahlreichen evangelischen Kirchen, vor allem in Ostfriesland noch heute praktische Nutzung.

Die geographische Verbreitung der Werke ist beachtlich. Sie finden sich von Schleswig-Holstein bis zum Bodensee, in Hesse, Baden-Württemberg, Thüringen, Sachsen-Anhalt und in Mecklenburg-Vorpommern. Zahlreiche Beispiele gibt es auch in den Niederlanden.

Zu den etwa 70 originalen Exponaten zum Thema Luther mit dem Schwan gehören vor allem Druckgrafiken, Drucke und Medaillen aus den Sammlungen der Lutherhalle. Gemälde und plastische Darstellungen, die uns freundlicherweise von zahlreichen Leihgebern zur Verfügung gestellt wurden, sind besondere Glanzpunkte der Exposition.

In den anschließenden Kabinetten wird das Hauptthema durch die Ausstellungsabschnitte „Luther und Hus" und „Luthers Tod" ergänzt. Schwerpunkte sind dabei das Martyrium des tschechischen Reformators, die Veröffentlichung seiner Werke in Deutschland unter dem Einfluß der Reformation, die Entwicklung des Vergleichs Hus (Gans) - Luther (Schwan) und die Legende vom Traum Friedrichs des Weisen. Schwerpunkte zu Themenkomplex „Luthers Tod" sind seine letzten Predigten und Äußerungen, Berichte und bildliche Darstellungen seines Todes, die Überführung nach Wittenberg und das Begräbnis in der Wittenberger Schloßkirche.

Die Sonderausstellung, als zentrale Exposition im Lutherjahr 1966, wird vom 21. Februar bis zum 10. November 1996 in der unteren Etage des ehemaligen Augustiner-Eremitenklosters, unter Einbeziehung des Refektoriums, präsentiert. Luthers späteres Wohnhaus, in dem der Reformator fast vierzig Jahre seines Lebens verbrachte, beherbergt heute eines der größten reformationsgeschichtlichen Museen mit umfangreichen und bedeutsamen Sammlungen zu Luther und der Reformationsgeschichte. Im ersten Obergeschoß des Hauses befindet sich in elf Räumen die Hauptausstellung zu Luthers Leben und Werk mit etwa achthundert Exponaten. Besondere Höhepunkte sind der sogenannte Große Hörsaal, in dem Luther zeitweise Vorlesungen hielt und sein weitgehend original erhaltenes Wohn- und Arbeitszimmer. Eine Ausstellung zu Luthers Bibelübersetzung rundet das Angebot für die zahlreichen Besucher aus dem In- und Ausland ab.

Das Museum ist im Winterhalbjahr von Dienstag bis Sonntag 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr und im Sommerhalbjahr von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet.

Copyright(c) KDG Wittenberg 1997
Copyright(c) KDG Wittenberg 1997