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Luthers Tod

Von Dr. Volkmar Joestel, Lutherhalle Wittenberg

Die letzten Lebenstage

Bereits Ende 1545 hatte Luther "wiewohl alt und schwach" in seiner Geburtsstadt Eisleben geweilt, um Erb- und Rechtsstreitigkeiten innerhalb der Mansfeldischen Grafenfamilie beilegen zu helfen. Eine weitere Verhandlung wurde auf den 25. Januar 1546 festgelegt. Nach einer letzten Predigt am 17. Januar in der Wittenberger Stadtkirche brach Luther mit seinen drei Söhnen nach Eisleben auf. Am 28. Januar traf er in Eisleben ein. Die Kälte und die Anstrengung bei der Überquerung der Saale hatten kurz zuvor zu einer Ohnmacht geführt. Vier mal predigte Luther noch. Mehrmals sprach er dabei auch von seinem eigenen bevorstehenden Lebensende. Zwei Tage vor seinem Tod bemerkte er drastisch: "Wenn ich wieder heim gen Wittenberg komme, so will ich mich alsdann in Sarg legen und den Maden einen feisten Doktor zu essen geben.

Luthers Tod

Luthers Grab in der Schloßkirche

Die wichtigsten Berichte über Luthers Sterben stammen von den Augenzeugen Justus Jonas und Michael Coelius, dem Mansfelder Schloßprediger.

An den abschließenden Verhandlungen am 17. Februar hatte Luther schon nicht mehr teilgenommen, da er sich nicht wohl fühlte. Aus seiner Kammer sei neben Gebeten der Ruf zu hören gewesen: "Doktor Jonas und Herr Michael (Coelius), ich bin hier zu Eisleben geboren und getauft, wie wenn ich hierbleiben sollte?" Das Abendessen, wie gewöhnlich um 20 Uhr, nahm er jedoch wieder im Kreise seiner Begleiter ein. Dabei erlitt er einen Anfall von Angina pectoris. Trotz Beschwerden habe er gut gegessen und sei fröhlich gewesen. Dann ging er in seine Stube, um wie gewöhnlich am Fenster zu beten. Daraufhin schlief Luther eine Stunde auf einem Sofa. Gegen 22.30 Uhr begab er sich in die Schlafkammer ins Bett und befahl seine Seele Gott mit den häufig von Sterbenden gesprochenen Worten Ps 31,6 ("In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöset, Herr, du treuer Gott."). Gegen 23 Uhr ist er eingeschlafen. Um 1 Uhr am 18. Februar erwachte Luther unter einem neuen Schmerzanfall. Nun rechnete er nüchtern mit seinem baldigen Tode. Er wechselte erneut auf das Ruhebett in der Stube. Warme Tücher sollten seine Schmerzen lindern. Geholt wurden der Hauswirt, Stadtschreiber Johann Albrecht und seine Frau, die beiden Ärzte der Stadt sowie Graf Albrecht mit seiner arzneikundigen Frau Anna. Schmerzen und Angst, verbunden mit einem Schweißausbruch, den Luther als Vorboten des Todes deutete, hielten an. Nach einem Dank an Gott für die Offenbarung Christi und der Bitte, nun seine Seele zu sich zu nehmen, wiederholte er noch dreimal Ps 31,6, worauf er schwieg. Dann sank er zusammen, als wollte er sterben, und antwortete nicht mehr. Aber als die Gräfin Anna durch Einreibungen mit Rosenöl und Aquavit half, regte sich wieder Leben. Jonas und Coelius fragten ihn schließlich nochmals, ob er auf Christi Namen sterben und dessen Lehre bekennen wolle. Luther antwortete mit einem schlichten "Ja". Darauf schlief er wieder ein. Das Gesicht wurde bleich, Füße und Nase erkalteten. 2.45 Uhr verschied er mit einem letzten hörbaren Atemzuge, ganz in Frieden.

Die letzten schriftlichen Worte Luthers auf einem Zettel vom 16. Februar lauten: "Die Hirtengedichte Vergils kann niemand verstehen, er sei denn fünf Jahre Hirte gewesen. Die Vergilschen Dichtungen über die Landwirtschaft kann niemand verstehen, er sei denn fünf Jahre Ackermann gewesen. Die Briefe Ciceros kann niemand verstehen, er habe denn 25 Jahre in einem großen Gemeinwesen sich bewegt. Die Heilige Schrift meine niemand genügsam geschmeckt zu haben, er habe denn hundert Jahre lang mit Propheten wie Elias und Elisa, Johannes dem Täufer, Christus und den Aposteln die Gemeinden regiert. Versuche nicht diese göttliche Aeneis, sondern neige dich tief anbetend vor ihren Spuren! Wir sind Bettler, das ist wahr." (WA 48, S. 421)

Überführung nach Wittenberg und Begräbnis

Bereits am frühen Morgen des 18. Februar informierte Jonas Kurfürst Johann Friedrich und die Universität über Luthers Tod. In Schreiben an die Grafen von Mansfeld beschied der Kurfürst, Luther nicht in Eisleben, sondern in der Wittenberger Schloßkirche beizusetzen. Die Universität dachte an eine Bestattung in der Stadtkirche, beugte sich aber dem Willen des Kurfürsten. Am 19. Februar hatte Melanchthon in seiner Vorlesung Luthers Tod beklagt. Luthers Frau Katharina drückte ihren Schmerz in einem Brief an ihre Schwägerin Christina von Bora aus.

Luthers Leichnam wurde in Eisleben in einem weißen Kittel auf seinem Bett aufgebahrt, bis ein Zinnsarg gegossen war. Am 19. Februar mittags um 14 Uhr wurde er in den Chor der St. Andreaskirche überführt, wo Jonas die Leichenpredigt hielt. Der Hallesche Maler Furtenagel erhielt Auftrag, ein Totenbildnis anzufertigen. Am 20. Februar hielt Coelius die zweite Leichenpredigt. Danach, um die Mittagszeit, wurde der Leichenzug aus der Stadt geleitet. In den meisten Dörfern, durch die der Zug kam, läuteten die Glocken. 17 Uhr wurde Halle erreicht, wo der Leichnam in der Sakristei der Marienkirche aufgebahrt wurde. Am 21. Februar zu Mittag wurde bei Bitterfeld kursächsisches Gebiet erreicht. Am Morgen des 22. Februar hielt der Leichenzug durch das westliche Elstertor in Wittenberg Einzug. Voran zogen Schüler und die Geistlichen, dann die Beauftragten des Kurfürsten und die Grafen Hans und Hoyer von Mansfeld mit etwa 65 Berittenen. Dann kam der von vier Pferden gezogene Wagen mit dem Sarg, der mit einem schwarzen Tuch mit einem weißen Kreuz bestickt war. Dahinter fuhren in einem kleineren Wagen Katharina, ihre Tochter Margarete und einige andere Frauen. Die anderen Angehörigen, darunter seine drei Söhne, der Bruder Jakob, die Kinder seiner Schwester, gingen zu Fuß. Dann folgte der Rektor mit den adligen Studenten, dann mit Kanzler Brück die bedeutendsten Professoren (Melanchthon, Jonas, Bugenhagen, Cruciger, Hieronymus Schurff), dann die übrigen Doktoren und Magister. Dann folgte der Rat, die Studenten und Bürger, zuletzt Frauen und Kinder. Das Grab in der Schloßkirche war unter der Kanzel ausgehoben. Die Leichenpredigt hielt Bugenhagen über den üblichen Bibeltext 1 Thess 4,13 f. Im Anschluß an Michael Stiefel 1522 identifizierte er Luther mit dem Engel der Offenbarung (Offb 14,6). Die anschließende Gedenkrede hielt Melanchthon, der keinen Hehl daraus machte, daß Luther kein "Heiliger", sondern ein Mensch mit Ecken und Kanten war.


Copyright(c) Dr. Volmar Joestel, Lutherhalle Wittenberg 1996
und KDG Wittenberg 1997
Copyright(c) KDG Wittenberg 1997
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